"Das Galvanisieren stellt für mich keine besondere Technik dar, sondern unterliegt einer logischen Konsequenz, die sich aus meiner gestalterischen Absicht fast zwingend ergibt."
– Marlies Seeliger-crumbiegel, 1982
IM ANDENKEN AN
MARLIES Seeliger-CRUMBIEGEL
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Galvanisierte keramische Oberflächen
Marlies Seeligers keramische Arbeiten verzichten auf vielfältige Formen; sie beschränkt sich in ihren Gestaltungen vielmehr auf wenige, möglichst einfache, seriell hergestellte Formteile und schafft dadurch optisch erkennbare und nachweisbare Formbezüge.
Bei sparsamer Farbigkeit schafft sie dabei materielle Kontraste in den Oberflächen, die mit der Wirkung traditioneller Glasuren oder Engoben nicht realisierbar sind.
Sie erweitert die Skala der technischen Möglichkeiten und entwickelt eine eigene Methode der elektrolytischen Galvanisation auf keramischem Untergrund. Dieses Verfahren ist weltweit in der nicht-technischen Keramik nur versuchsweise erprobt worden.
Günter Nicola in "Kunst+Handwerk", Heft 3, 1982:
"Zum Galvanisieren muss die Oberfläche elektrisch leitend sein, und so liegt das Problem bei den nicht-leitenden keramischen Werkstoffen in der Vorbehandlung.
Hier wandte Marlies Seeliger bisher drei verschiedene Möglichkeiten an. Das zunächst versuchte Auftragen eines Leitlacks brachte nur eine beschränkte Haftfähigkeit.
Der Versuch, auf Ton bei 1080 Grad C Metallpulver aufzubrennen, ergab stark strukturierte Leitflächen, die reliefartige Metalloberflächen entstehen lassen.
Bei der Vorbehandlung mit aufbrennbaren Edelmetallpräparaten schließlich entstehen bei der Galvanisation dauerhafte, in der Stärke steuerbare Metallüberzüge, die eine reiche Farbskala der verschiedenen Metalle und auch noch die Möglichkeit des Schleifens und Polierens bieten."
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“In ihrer freien keramischen Plastik bearbeitet Marlies Seeliger-Crumbiegel immer wieder das Motiv des "TORES". Ähnlich wie eine einfache Schale bildet das Tor innerhalb der dreidimensionalen Welt einen Ur-Typus ab, dem wir täglich begegnen, in der Regel aber nicht bewusst als solchen wahrnehmen.
Diese Chance bietet sich immer dann, wenn eine Form aus ihrem Kontext herausgelöst für sich betrachtet werden kann. In der Präsentation eines Tores als keramische Plastik, dessen modellhafte Größe eine Benutzung ausschließt, wird neben der sinnlichen Erfahrbarkeit die reflektierende Betrachtung angeregt.
Ein Tor, selbst starr in seiner Form, zeigt sich als konkrete gegenständliche Form und kann zugleich als eine Metapher für die verrinnende Zeit gelesen werden.
Diese Inhaltlichkeit begründet sich in seinem Gebrauch: Das Hindurchschreiten ereignet sich exakt am Scheidepunkt der Zeit, in der Gegenwart, mit dem Rücken zur Vergangenheit, in Erwartung der Zukunft. Trotz der kurzen Dauer des Passierens ist ein Zurück niemals möglich - alles, was vor dem Schritt durch das Tor gedacht, erlebt und gesehen ist, ist unwiederbringliche Vergangenheit.
Im Gegenzug liegt jenseits der Schwelle immer das Vorne, die Zukunft, in die man hineingeht. Es ist also die ZEIT, die hier durch eine Ausformung des Raumes thematisiert wird. Der klaren Ausrichtung der Tore stehen die "WINDUNGEN" kontrastiv gegenüber.
In permanenten Richtungsänderungen werden Raumzonen nicht voneinander geschieden, sondern miteinander vermittelt. Der von der Körpermass der keramischen Plastik in Anspruch genommene, verdrängte Raum fängt einen Zwischenraum ein, der der Plastik als zugehörig empfunden wird.
Masse und Raum bilden ein untrennbares Gesamtvolumen, was sich auch nicht klarglegen den Umraum abgrenzen lässt. Kein weiterer Schritt, um die Entwicklung der Windung weiter in den Raum hinein weiter zu denken.
Stellvertretend für eine sich fortsetzende Spiralbewegung durch den Raum wird lediglich der Ausschnitt eines Ganzen gezeigt.
Dafür spricht der Titel "Windung", der nicht auf ein klar ausgerichtetes und definiertes Ziel und damit auf ein Ende schließen lässt. Dafür sprechen auch die scharfen Schnittkanten, mit denen die zylindrischen Körper mehr unterbrochen als entschieden beendet / abgeschlossen werden.
Hier wird der Raum als kontinuierlich, als unbegrenzt und fließend gezeigt - wie die Unbegrenztheit und der Fluss der Zeit.
Die "Windungen" lassen sich somit thematisch als Komplementär, d.h. als einen ergänzenden Widerpart zu den "Toren" einordnen.
Während die Tore - Raum und Zeit in Zonen teilend - konsequenterweise bevorzugte Ansichten bieten, sind die Windungen raumumdringende, allansichtige Plastiken, die man daher aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten auf keinen Fall versäumen sollte, um die Verschiedenen Facetten ihres Dialogs mit dem Raum erleben zu können.
Die keramischen Plastiken von Marlies Seeliger-Crumbiegel können als Raumerkundungen gelesen werden, die zum Einen die Interaktion von Masse und Leere (Körper- und Raumgefüge) als auch die Erscheinungsformen der Zeit thematisieren - neben der rein sinnlich erfahrbaren Präsenz, die sie diesem gebrannten Erdmaterial abgewinnt und die jenseits aller inhaltlichen Interpretierbarkeit den Betrachter in den Bann zieht.
Den Toren, die ihre Gestalt einem ablebaren Formprozess des Verdichtens verdanken, den man sich nahezu rituell vorstellen kann, haftet eine Ausstrahlung an, wie sie auch Kultobjekten eigen ist, was ihre Bedeutung auch ohne Worte begrifflich macht.
Demgegenüber sind die Windungen Ausdrucksträger einer mehr logisch analysierenden Formerkundung, die das Zufällige und Handschriftliche meidet, aber dennoch mittels ihrer besonderen Materialität die rein sinnliche Wahrnehmung anspricht - zumal hier in einem hoch experimentellen Verfahren dem Ton völlig innovativ eine galvanisierte Oberfläche angetragen wird, was das Spektrum des Ausdrucks unerwartet aufweitet und die Präsenz ihrer Stofflichkeit erheblich intensiviert.”
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1946
geboren in Mönchengladbach
1963 - 1965
Tischlerlehre in Krefeld,Gesellenprüfung
1966 - 1970
Studium an der Werkkunstschule Krefeld bei Prof.K.H.Modigell und Prof.E.A. Sundermann
1970 – 1971
Freie Mitarbeit als Produkt-Designerin für die Porzellan-Manufaktur Fürstenberg
1970 – 1972
Werklehrerin in Kempen/Rheinland
1972 – 1973
Studium der freien Bildhauerei an der Staatl.Kunstakademie Düsseldorf bei Prof.K.Bobek
1978 – 1982
Lehrauftrag an der Hochschule Niederrhein, Fachbereich Design in Krefeld
1981 – 1985
Zusammenarbeit mit Prof.D.Crumbiegel bei Wettbewerben für Kunst und Bau an öffentlichen Gebäuden.1.Preise und Ausführungen in Wirges (WW),Köln und Marine-Station Borkum.
seit 1993
Leitung und Organisation der Privaten
Kunstschule Heinsberg. Leitung der „Galerie im End“,End 61, 52525 Heinsberg-Karken
Galerie für Moderne Kunst,Unikat-Spiegel und Original-Druckgrafik des 20.Jh.
seit 1999
Arbeiten im Bereich „Glas – Design“
seit 2009
Vorsitzende des Künstler-Forums Schloss
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1972
Junges Handwerk,Köln
1973
Kramermuseum,Kempen/Ndrh
1980
Goldschmiedehaus Hanau (Kat.m.Abb.)
1981
Atelierausstellung Heiner Balzar,Höhr-Grenzhausen (Kat.m.Abb.)
Garlstedter Galerie,Bremen
1982
Keramik aus der EUREGIO,Venlo/Niederlande,Rijhoven,Belgien
Freilichtmuseum Grefrath (Kat.m.Abb.)
„Deutsche Keramik`82“,Westerwaldmuseum,Höhr-Grenzhausen
Int.Ceramic Exhibition,Cork,Irland (Kat.m.Abb.)
1983
Temporäre Galerie Schloß Neersen,Mönchengladbach
1984
Galerie Trost,Mönchengladbach
„Meister der Keramik“,Leverkusen (Kat.mit Abb.)
1987
Zeitgenössische Keramik,Offenburg (Kat.mit Abb.)
1988
Ausstellung zum Kunstpreis,Landkreis Ludwigshafen
1989
„Meister der Keramik“,Leverkusen (Kat.m.Abb.)
Zeitgenössische Keramik,Offenburg (Kat.m.Abb.)
„Deutsche Keramik `89“Westerwaldmuseum Höhr-Grenzhausen. (Kat.m.Abb.)
Zeitgenössische keramische Plastik,Kunsthalle Mannheim (Kat.m.Abb.)
Gruppe KIK,Keramik in Krefeld,Haus Greiffenhorst,Krefeld
Keramische Plastik,Galerie Angelika Blaeser,München
1990
Galerie Kunen,Dülmen
Galerie Terra,Arnheim
1991
Keramik inspiriert durch Architektur,Museum Arnheim
Galerie Amphora, Oosterbeek/Niederlande (Kat.m.Abb.)
Deutsche keramische Kunst der Gegenwart,KERAMION,Frechen (Kat.m.Abb.)
Galerie Angenendt,Bonn
GEDOK,Köln
1993
Manufactum,Düsseldorf (Kat.m.Abb.)
1994
International Exhibition of Ceramic,Museum of fine Art,Taipei/Taiwan (Kat.m.Abb.)
„Paarweise“,KERAMION Frechen (Kat.m.Abb.)
Galerie Körner,Kassel
1995
Galerie H.Diehl,Bergisch-Gladbach
1997
Galerie Kinkel, Bergisch-Gladbach
Kreismuseum Heinsberg
2005
Städtische Galerie - Haus Basten – Geilenkirchen
2007
Rosenthal – Studio Hamburg
1992
Jährliche Atelier-Ausstellung im Rahmen der „Kunsttour“ Heinsberg
Einzel- und Gruppen-Ausstellungen im In-und Ausland
Keramische Arbeiten in öffentlichen und privaten
Sammlungen des In-und Auslandes u.a.
Museum of modern Art,Taipei,Taiwan
Museo National de Céramica, Valencia, Spanien
Grassi-Museum Leipzig
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